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Recht 15. Nov 2025 12 Min

Sicherheit im Fokus: Was bedeutet ISO 13482 für Einkäufer?

Der "Safety Moat": Warum günstige China-Roboter oft an deutschen Arbeitsschutzgesetzen scheitern und was die ISO 13482 regelt.

"Kann der Roboter nicht einfach neben meinen Mitarbeitern laufen?" – Das ist die häufigste Frage, die wir von Produktionsleitern hören. Die technische Antwort ist oft "Ja". Die rechtliche Antwort lautet meistens: "Nur, wenn er ISO 13482 konform ist."

Das Problem mit dem Schutzzaun

Klassische Industrieroboter sind dumme Kraftpakete. Sie schwingen ihren Arm von A nach B, egal was im Weg steht. Deshalb stehen sie in Käfigen. Ein humanoider Roboter soll aber mobil sein. Wenn wir ihn einzäunen, verliert er seinen Sinn.

Hier kommt die ISO 13482 (Sicherheitsanforderungen für persönliche Assistenzroboter) ins Spiel. Sie ist der Goldstandard, um Roboter aus dem Käfig zu befreien.

Die drei Säulen der Sicherheit

Damit ein Roboter als "kollaborativ" (Cobot) gilt und ohne Zaun betrieben werden darf, muss er (vereinfacht gesagt) folgende Kriterien erfüllen:

  • 1. Safety-Rated Monitored Stop Der Roboter muss Menschen erkennen (Lidar, Kameras) und garantiert stehen bleiben, bevor er sie berührt. Das System muss redundant sein (PL d / Kat. 3). Fällt eine Kamera aus, muss der Roboter sofort in den sicheren Halt gehen.
  • 2. Power & Force Limiting (PFL) Wenn es doch zur Berührung kommt, darf es nicht wehtun. Motoren müssen Drehmomentsensoren haben, die sofort nachgeben. Keine Quetschungen, keine blauen Flecken. Das begrenzt oft die Traglast und Geschwindigkeit massiv.
  • 3. Design & Form Keine scharfen Kanten, keine offenen Gelenke (Scherstellen), an denen Finger abgetrennt werden könnten. Humanoide brauchen oft eine "Soft Skin" oder Verkleidung.

Die neue Maschinenverordnung (EU 2023/1230)

Ab 2027 wird es noch strenger. Die neue EU-Maschinenverordnung stuft humanoide Roboter mit KI-Komponenten als "Hochrisiko-Maschinen" ein. Das bedeutet:

  • Selbstzertifizierung (CE-Kleber einfach draufkleben) wird schwieriger.
  • KI-Updates (Over-the-Air), die das Verhalten des Roboters ändern, erfordern ggf. eine neue Risikobeurteilung.
  • Datensicherheit (Cybersecurity) wird Teil der Maschinensicherheit. Ein gehackter Roboter ist ein unsicherer Roboter.

Checkliste für Ihren Einkauf

Bevor Sie einen Roboter leasen, fragen Sie den Hersteller:

  1. Gibt es eine EG-Konformitätserklärung nach Maschinenrichtlinie 2006/42/EG?
  2. Welches Performance Level (PL) erreichen die Sicherheitsfunktionen? (PL d ist Standard).
  3. Ist die KI-Navigation sicherheitstechnisch gekapselt? (Darf die KI den Not-Halt überstimmen? Hoffentlich nicht!)

Redaktion

Humanoid Scout Team

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